Katzenseuche: Ursachen, Symptome und Behandlung der Viruserkrankung

Fällt der Begriff „Seuche“, denken die meisten Menschen mit Sicherheit an die Pest oder diverse Cholera-Ausbrüche mit unzähligen Todesopfern. Es gibt jedoch auch in der Tierwelt etliche Erkrankungen, die Individuen reihenweise dahinraffen. Leider betrifft das auch unsere Samtpfoten.

Die Bezeichnung Katzenseuche ist für die sogenannte „Parvovirose“ bzw. „Panleucopenia“ daher keinesfalls übertrieben. Erfahren Sie, welche Tiere von der potenziell tödlichen Krankheit besonders bedroht sind, auf welche Symptome Sie achten müssen und wie Sie Ihre Katze effektiv schützen können.

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Katzenseuche – Was ist das eigentlich?

Bei der sogenannten Katzenseuche handelt es sich tiermedizinisch um die Panleucopenia infectiosa felis. Diese ist eng mit der Parvovirose bei Hunden verwandt und wird deshalb umgangssprachlich ebenfalls als Parvovirose bezeichnet. Trotz der Verwandtschaft der Erkrankungen können sich weder Katzen bei Hunden noch umgekehrt Hunde bei Katzen anstecken.

Weitere übliche Namen sind „infektiöse Enteritis“, „Katzenstaupe“, „Agranulomatose“ und „Katzenpest“. Die Katzenseuche ist eine ansteckende und hochgefährliche Virusinfektion. Der auslösende Erreger kommt weltweit vor und ist damit überall auf der Welt eine Bedrohung für die Katzenpopulation. Besonders gefährdet sind jüngere Hauskatzen im Alter von etwa drei bis sechs Monaten. Unbehandelt verläuft die Ansteckung in vielen Fällen leider tödlich. Insbesondere Jungkatzen können binnen weniger Tage nach der Infektion ohne vorherige Anzeichen sterben.

Sonderform: Infektion im Mutterleib

Kleine Kätzchen können sich auch schon im Mutterleib mit dem Virus infizieren. Bei der sogenannten intrauterinen Variante erfolgt die Infektion innerhalb der Gebärmutter. Die meisten Föten sterben nach der Infektion innerhalb der Gebärmutter ab. Werden die Kätzchen doch lebend geboren, trägen sie häufig schwere Missbildungen des Kleinhirns davon. Diese können unter anderem dazu führen, dass die Katzen ein Leben lang unter Bewegungsstörungen leiden.

Ursache der Katzenseuche

Auslöser für die Katzenseuche ist das Feline Panleukopenievirus (FPV). Typisch für das heimtückische Virus ist, dass es sich in genau den Zellen der Wirtstiere ansiedelt, die sich besonders schnell teilen. Beispielhaft zu nennen sind hier unter anderem Knochenmarkszellen, Dünndarmzellen sowie Zellen des lymphatischen Systems, wozu beispielsweise die Milz zählt.

Damit kommt es nach der Infektion im Katzenkörper zu einer sehr raschen Verbreitung. Als wäre das noch nicht genug, entpuppen sich die Parvoviren als besonders widerstandsfähig und stabil. Das macht das Abtöten der Erreger so komplex. Viren können bei Zimmertemperatur im Kot einer Katze zum Beispiel gut ein halbes Jahr überleben und somit immer noch andere Tiere befallen.

Interessanterweise sind die Erreger auch für Säuren und Basen sowie für hohe Temperaturen unempfindlich. Oder hätten Sie gedacht, dass Parvoviren eine gute halbe Stunde lang Temperaturen von ca. 70 Grad Celsius überleben? Um die Erreger effektiv zu beseitigen sind sogar spezielle Desinfektionsmittel nötig – einfache Desinfektionsmittel reichen nicht aus. Diese Widerstandsfähigkeit ist auch einer der Gründe für die Gefährlichkeit der Viren.

Wie kommt es zur Übertragung?

Die Katzenseuche ist eine hochansteckende Erkrankung, die in erster Linie per Schmierinfektion übertragen wird. Infizierte Katzen scheiden die Viren etwa über Kot, Urin, Nasensekret und andere Körperflüssigkeiten aus. Aus diesem Grund ist auch eine Übertragung von Katze zu Katze per Tröpfcheninfektion möglich.

Die Schmierinfektion erfolgt in der Regel über kontaminierte Gegenstände wie Näpfe, Spielzeuge, das Futter oder durch die orale Aufnahme des Kots anderer Katzen. Gelangen die Viren über das Maul oder die Nase in den Körper, nutzen sie den Magen-Darm-Trakt bzw. den Atemtrakt, um die nahegelegenen Lymphknoten zu befallen und so in den Blutkreislauf zu gelangen. Die befallenen Zellen werden durch das Virus im Anschluss schwer geschädigt.

Können sich Menschen mit Katzenseuche anstecken?

Bei einem so hochansteckenden und gefährlichen Virus ist die Frage nach der Übertragung auf den Menschen mehr als gerechtfertigt. Glücklicherweise ist das Virus nicht von Katze zu Mensch übertragbar. Eine Zoonose, wie sie uns jüngst durch das Corona-Virus ereilt hat, ist damit nicht möglich.

Gefährdet sind jedoch andere Tiere aus der Familie der „Katzenartigen“, wie zum Beispiel Nerze. Wenn Sie mehrere Katzen haben, ist es daher umso wichtiger, die Augen für die Symptome der Erkrankung offen zu halten.

Symptome: Diese Anzeichen deuten auf Katzenseuche hin

In Anbetracht der Gefährlichkeit der Erkrankung ist die Früherkennung durch Halter:innen essenziell. Grundsätzlich hängen die Symptome von der Verlaufsform ab. Hier unterscheiden Mediziner:innen zwischen „perakuten“ und „subakuten“ Verläufen. Besonders gefährlich ist der perakute Verlauf. Dieser geht häufig mit dem plötzlichen Tod eines Tier einher – oftmals auch ohne lange Symptomgeschichte. Deutlich milder dagegen ist der subakute Verlauf. Typische Symptome für den Ausbruch der Erkrankung sind unter anderem:

  • Fressunlust
  • Dehydration
  • Fieber
  • Sehstörungen (auffällige Bewegungen)
  • Bauchschmerzen
  • Durchfall (in der Akutform oftmals blutig)
  • Erbrechen
  • Schlechter Allgemeinzustand
  • Depression
  • Unkoordiniertes Gangbild
  • Plötzlicher Tod

Wie Sie der Auflistung der Symptome entnehmen können, sind diese nicht besonders charakteristisch. Vielmehr können sie auf etliche andere Erkrankungen hindeuten. Eine eindeutige Diagnose kann daher nur beim Tierarzt bzw. bei der Tierärztin erfolgen. Dies geschieht unter anderem durch eine Blutanalyse. Klassisch für die Katzenseuche ist beispielweise eine deutliche Verminderung der weißen Blutkörperchen.

Achtung: Katzenseuche kann leicht tödlich verlaufen

Die letztendliche Prognose bei einer Infektion mit Katzenseuche ist sowohl vom Gesundheitszustand der Katze als auch von der Verlaufsform abhängig. Erwachsene, gut genährte Katzen überstehen einen subakuten Verlauf bei entsprechender Behandlung in der Regel problemlos. Wird die Erkrankung jedoch nicht behandelt, sterben selbst viele kräftige Stubentiger daran.

Datenquelle zur Grafik

Gerade junge Katzen, die nicht behandelt werden, sterben sogar zum Großteil an der Erkrankung. Im Vergleich zu anderen Todesursachen wie Nierenerkrankungen ist der Tod durch die Katzenseuche in der Gesamtpopulation jedoch relativ selten. Die häufigsten Todesursachen zeigt die oben stehende Grafik.

Behandlung der Katzenseuche

Um die Folgen der Katzenseuche so gering wie möglich zu halten, sollten Tierhalter:innen die genannten Symptome im Auge behalten. Im Zweifelsfall ist es hier immer ratsam, einen Tierarzt bzw. eine Tierärztin aufzusuchen, um Klarheit zu schaffen. Für diese diagnostische Klarheit sorgt ein Bluttest, bei dem das Blut Ihrer Katze auf die Anzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) untersucht wird. Darüber hinaus wird in der Praxis eine Analyse des Kots durchgeführt, um das Virus entweder direkt oder indirekt nachzuweisen.

Ist das Virus identifiziert, bekommt das erkrankte Tier Infusionen. Diese sollten den Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt ausgleichen. Hinzu kommt meist die Gabe von Antibiotika, um so bakterielle Sekundärinfektionen zu verhindern, die das Tier aufgrund des geschwächten Immunsystems befallen können. Häufig wird die Therapie durch die Gabe von sogenannten Antiemetika gegen das mögliche Erbrechen ergänzt.

Kommt es bei alten, immungeschwächten, besonders jungen oder nicht geimpften Katzen zu einem schweren Verlauf, ist eine stationäre Behandlung in einer Tierklinik notwendig. Gegebenenfalls ist sogar eine Bluttransfusion erforderlich. Selbst wenn die Behandlung nicht stationär erforderlich ist, sollte der Magen-Darm-Trakt geschont werden, bis eine etwaige Magen-Darm-Entzündung abgeklungen ist. Am effektivsten funktioniert dies mit konsequenter Schonkost in Form von mehreren kleinen Mahlzeiten pro Tag.

Wie kann ich meine Katze vor der Katzenseuche schützen?

Der wichtigste Schutz für Katzen vor der Katzenseuche ist die frühzeitige Impfung gegen das auslösende Virus. Derzeit stehen gleich mehrere verschiedene Impfstoffe zur Verfügung. Im Hinblick auf die Schwere der Erkrankung gerade bei jungen Katzen empfiehlt das Friedrich-Löffler-Institut die Grundimmunisierung aller Katzen zwischen der achten Lebenswoche und dem fünfzehnten Lebensmonat. Im Abstand von drei Jahren muss die Impfung schließlich aufgefrischt werden, um einen ausreichenden Schutz aufrechtzuerhalten.

Die zweite entscheidende Komponente für einen effektiven Schutz gegen die Katzenseuche sind konsequente Hygienemaßnahmen. Und zwar nicht nur im Fall einer nachgewiesenen Erkrankung, sondern dauerhaft. Da das FPV-Virus extrem lange in der Umwelt überleben kann, sollten Flächen, die von Ihrer Katze häufig genutzt werden, regelmäßig mit einem viruziden Desinfektionsmittel behandelt werden. Besonders wichtig ist diese Maßnahme zum Beispiel bei Katzentoilette und Futternapf.