GOT – Was Sie zur Gebührenordnung für Tierärzte wissen müssen

In Deutschland hat so ziemlich alles seine Ordnung. Ob es nun die Gewerbeordnung oder die Straßenverkehrsordnung ist, die Ihnen beim schnellen Vorankommen einen Strich durch die Rechnung macht. Solche Ordnungen existieren auch im medizinischen Bereich. So können etwa Ärzte die Behandlungskosten für den gleichen Eingriff abhängig vom Aufwand und dem Standort unterschiedlich abrechnen.

Eine solche Gebührenordnung existiert auch in der Tiermedizin. Aber wie genau funktioniert die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT)? Was kosten typische Behandlungen im Durchschnitt? Und wie kann ich mich vor hohen Tierarztrechnungen schützen? Wir haben die wichtigsten Antworten.

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Was ist die Gebührenordnung für Tierärzte?

Wir leben glücklicherweise in einer Marktwirtschaft, in der Angebot und Nachfrage die Preise bestimmen. Nur auf diesem Weg erhält jedes Gut und jede Dienstleistung einen angemessenen Preis. Gerade bei medizinischen Gütern greift jedoch der Grundsatz der „Sozialen Marktwirtschaft“.

Eine festgelegte Gebührenordnung legt hier etwa für medizinische und tiermedizinische Behandlungen einen Rahmen fest, was diese kosten dürfen. Innerhalb dieses Rahmens können sich die Anbieter jedoch nach marktwirtschaftlichen Gesetzen frei bewegen. Hierzulande ist die Grundlage für tiermedizinische Behandlungen die Gebührenordnung der Tierärzte, kurz GOT. Diese Gebührenordnung dient gleich mehreren Zwecken.

Einerseits soll sie den Wettbewerb in der Branche etwas bremsen. Mindestgebühren schieben Dumpingpreisen einen Riegel vor. Damit leistet die GOT einen wertvollen Beitrag für den Tierschutz und sorgt dafür, dass der Wettbewerb durch Qualität und nicht durch den Preis entschieden wird. Auf der anderen Seite schützt sie Sie als Tierhalter im Umkehrschluss vor überzogenen Preisvorstellungen. Damit wird verhindert, dass unseriöse Tierärzte die Not der kleinen Patienten ausnutzen.

So funktioniert’s – Die GOT ganz einfach verstehen

Stellen Sie sich die Gebührenordnung für Tierärzte wie eine große Datenbank vor, die alle möglichen Behandlungen für Hunde, Katzen und Nager umfasst. Für jede Behandlung ist hier ein Basissatz festgelegt. Diesen Preis (1-facher Satz) rufen Tierärzte mindestens auf. Jeder tierärztlichen Leistung sind im Rahmen der Gebührenordnung mittlerweile vier Preisstufen zugeordnet.

Die Berechnung ist ganz einfach: Der 1-fache Satz wird mit zwei, drei bzw. vier multipliziert. Welchen Satz Tierärztinnen und Tierärzte abrechnen können und dürfen(!), hängt von verschiedenen Kriterien ab. Dazu zählen unter anderem:

  • Der Wert des Tieres spielt eine entscheidende Rolle. Bei Sportpferden oder Showhunden fällt die Rechnung aufgrund der Ansprüche häufig höher aus als bei vergleichbaren „Normaltieren“.
  • Die Behandlung nimmt aufgrund unterschiedlichster Umstände, zum Beispiel extremer Unruhe oder unerwarteter Komplikationen, mehr Zeit in Anspruch.
  • Die Behandlung stellt sich während des Eingriffs an sich als komplexer heraus. Eventuell muss sogar ein weiterer Experte hinzugezogen werden.
  • Auch die Zeit der Leistungserbringung fließt in die Wahl des GOT-Satzes ein. Nachts oder an Feiertagen ist die gleiche Leistung teurer als an einem Morgen unter der Woche – verständlich.
  • Der Standort der Praxis ist ebenfalls entscheidend. Auch höhere Miet-, Material- und Personalkosten, die regionsspezifisch schwanken, muss der Tierarzt einkalkulieren.
  • Selbst die Wettbewerbsposition einer tiermedizinischen Einrichtung hat Auswirkungen auf den GOT-Satz. Hier ist es wie überall: Wer den besten Arzt bzw. den absoluten Spezialisten auf einem Fachgebiet will, muss etwas tiefer in die Tasche greifen. Dennoch sind die Kosten dank GOT gedeckelt.

Achtung: Falle!

Bevor wir Ihnen einen groben Überblick über die typischen Tierarztkosten geben, eine Warnung vorweg: Die GOT bezieht sich lediglich auf die Tierarztkosten an sich – und zwar netto! Das bedeutet, dass alle Materialien und Medikamente noch hinzuaddiert werden.

Auf diese Summe schlägt Vater Staat schließlich noch die Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent drauf. Wundern Sie sich also nicht, wenn die Tierarztrechnung auf den ersten Blick deutlich höher als gedacht ausfällt.

Orientierung: Durchschnittliche Tierarztkosten für Hund und Katze

Damit Sie nicht blauäugig zum Tierarzt gehen und sich später wundern, möchten wir Ihnen kurz einen Eindruck von den erwartbaren (Durchschnitts-)Kosten vermitteln. Dazu haben wir einige typische Behandlungen bei Katzen und Hunden gegenübergestellt.

BehandlungKosten Hund (GOT)Kosten Katze (GOT)
Allgemeiner Gesundheitscheckca. 50 Euroca. 25 Euro
Blutuntersuchungca. 150 Euroca. 120 Euro
Vorsorge (z.B. Impfung, Entwurmung)ca. 100 Euroca. 90 Euro
Zahnsteinentfernung (inkl. Narkose)ca. 350 Euroca. 250 Euro
Magendrehungca. 2.500 Euro
Behandlung von Katzendiabetesca. 40 Euro / Monat
Entfernen von Harnsteinenca. 450 Euro
Magnetresonanztherapie (MRT)ca. 800 Euroca. 600 Euro
Kreuzbandriss-Operationca. 2.000 Euroca. 1.400 Euro
Ellenbogendysplasie-Operationca. 2.200 Euro

„Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“

Die genannten Summen (und teilweise noch deutlich höhere) werden auch fällig, wenn Sie sich beim Arzt oder im Krankenhaus in Behandlung begeben müssen. Nur mit dem Unterschied, dass Sie von der Kostenabrechnung dank Krankenversicherung meist nichts mitbekommen.

Wen wundert es da, dass so mancher Tierhalter die Praxis stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlässt? Eine gute Tierkrankenversicherung schafft Abhilfe!

Beispiel: Ihre Katze hat von einer giftigen Pflanze genascht

Am besten lässt sich eine solche Abrechnung immer anhand eines praktischen Beispiels darstellen. Nehmen wir einmal an, Ihre Katze hat Teile einer giftigen Zimmerpflanze gefressen und muss nun beim Tierarzt untersucht werden. Neben einem allgemeinen medizinischen Check-up führt der Tierarzt eine kardiologische Untersuchung durch und verabreicht dem Tier ein Medikament, das das Erbrechen provoziert.

Glücklicherweise kommen die Pflanzenteile kurz darauf wieder zum Vorschein. Anschließend erfolgt eine kurze Beratung hinsichtlich des weiteren Vorgehens und der Vermeidung von künftigen Giftunfällen.

Schauen wir uns dazu zwei Fallbeispiele an. In Fall 1 erfolgt die Notfallbehandlung im ländlichen Raum an einem Dienstagvormittag. In Fall 2 ereignet sich die gleiche Situation in der folgenden Nacht in einer Tierarztpraxis in Frankfurt am Main. Verschärfend kommt hinzu, dass es sich um eine notdienstliche Behandlung um 1 Uhr nachts handelt. Daraus ergeben sich folgende Zahlen auf Basis der GOT:

Fall 1: Vormittag (Dienstag)Fall 2: Nacht (Mittwoch)
GOT-Satz1-facher Satz3-facher Satz
Allgemeinmedizinischer Check-up13,47 Euro40,41 Euro
Kardiologische Untersuchung9,62 Euro28,86 Euro
Verabreichen des Medikaments per Injektion5,77 Euro17,31 Euro
Gebühr für den Notdienst50,00 Euro
Summe28,86 Euro (zzgl. MwSt.)136,58 Euro (zzgl. MwSt.)

Der tierärztliche Notdienst: Notfälle können teuer werden

Tierärztliche Praxen haben in der Nacht und an Feiertagen geschlossen. Da Unfälle keine Uhrzeit und schon gar keine Feiertage kennen, gibt es auch in der Tiermedizin einen Notdienst. Darüber, an wen Sie sich wenden bzw. welche Nummer Sie wählen können, informiert Sie gerne Ihr Tierarzt.

Welche Auswirkungen die Inanspruchnahme des tierärztlichen Notdienstes hat, zeigt unser Katzenbeispiel deutlich. Unabhängig von der Behandlung und dem GOT-Satz wird eine Grundgebühr in Höhe von 50 Euro fällig. Darüber hinaus berechnen Tierärzte im Notdienst immer mindestens den 2-fachen GOT-Satz. In Extremfällen darf der Tierarzt sogar den 4-fachen Satz verlangen, der außerhalb der Notdienstzeiten gar nicht ansetzbar ist. Das sieht die Gebührenordnung so vor.

Die aktuelle Gebührenordnung für Tierärzte ist seit dem 1. Januar 2020 in Kraft und regelt neben den GOT-Sätzen auch die Zeiten für den Notdienst neu. So wird die Notdienstgebühr bei Behandlungen ab 18 Uhr bis 8 Uhr des Folgetages fällig. Ferner beginnt das Wochenende nun nicht mehr samstags um 13 Uhr, sondern bereits freitags um 18 Uhr.

Anpassung kommt Tierhaltern zugute

Als Tierhalter fragen Sie sich sicherlich, warum die Gebührenordnung im Hinblick auf den Notdienst scheinbar zu Ihrem Nachteil angepasst wurde. Hintergrund der Änderung ist aber, die tierärztliche (Notfall-)Versorgung speziell auf dem Land zu verbessern bzw. überhaupt erst sicherzustellen. Wer auf dem Land wohnt, weiß nämlich nur zu gut, dass die Versorgung außerhalb der Sprechzeiten kritisch ist.

Eine Tierkrankenversicherung schützt vor hohen Tierarztkosten

Die Gebührenordnung für Tierärzte schafft einen transparenten Rahmen, sodass Tierhalter die Behandlungskosten für ihre Lieblinge nachvollziehen und sich darauf einstellen können. Zudem bietet die GOT die Grundlage, um die Rechtmäßigkeit einer Tierarztrechnung prüfen zu lassen. Nichtsdestotrotz bleiben die Kosten trotz Kostendeckel in vielen Fällen enorm.

Wer seinem Vierbeiner ohne bangen Blick ins Portemonnaie die notwendige medizinische Behandlung zu jeder Tages- und Nachtzeit zukommen lassen möchte, fährt mit einer guten Tierkrankenversicherung deutlich entspannter. Lassen Sie sich jetzt zu unseren Tarifen für Hunde und Katzen beraten und profitieren Sie von bis zu 100 Prozent Kostenerstattung.